Virtuelles Design
Innovaties Produktdesign durch Simulation
Wenn es um Kunststoffe geht, steht das Thema Nachhaltigkeit immer mehr im Fokus. Verpackungsspezialist Alpla hat sich dabei hohe Ziele gesetzt. Um diese zu erreichen, nutzt das Unternehmen in der Entwicklung ein virtuelles Produktdesign, bei dem die Simulationslösungen von Altair eine Rolle spielen.
Alpla entwickelt und produziert Kunststoffverpackungen für die Marktsegmente Getränke, Lebensmittel, Milch und Molkereiprodukte, Kosmetik, Haushaltspflege, Motoröl und Schmiermittel, Arzneiprodukte sowie Pflanzenschutz. Seit 2011 setzt das Unternehmen bei der Entwicklung von Kunststoffflaschen und dem dafür notwendigen Formenbau Simulationslösungen von Altair ein.
Als Recyclingspezialist und Unterstützer des „Global Commitment“ der New Plastics Economy (Ellen MacArthur Foundation) verfolgt Alpla seit mehr als 25 Jahren konsequent hoch gesteckte Nachhaltigkeitsziele, über deren Umsetzung das Unternehmen jährlich zum Ende der jeweiligen Zielperiode in einem Sustainability Report Bericht erstattet. Für den kommenden Zeitraum bis 2025 hat sich das Unternehmen zusätzliche individuelle Ziele gesetzt, darunter die drei wichtigsten Intentionen: Bis 2025 sollen alle Verpackungslösungen zu 100 % recyclingfähig sein. Der Anteil von Post-Consumer-Rezyklaten am gesamten Materialeinsatz soll bis 2025 auf 25 % steigen. Alpla plant die Einführung von mindestens drei innovativen Verpackungslösungen pro Jahr, die besonders leicht sind und damit den Materialverbrauch senken.
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Um seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, setzt der Spezialist bereits seit mehr als 10 Jahren virtuelle Produktentwicklungslösungen ein, die mittlerweile als Innovations-Katalysator in der Produktentwicklung etabliert sind. Neben virtuellen Produktentwicklungstools wie Virtual und Augmented Reality, Render Engines oder Rapid Prototyping ist die Simulation ein zentraler Baustein, deren Einsatz dabei hilft, bestehende und neue Nachhaltigkeitsziele schneller, erfolgreicher und effizienter umzusetzen.
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Um neue Produkte zu entwickeln oder bestehende Produkte im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit in der Entwicklung, der Fertigung, beim Transport und in der Anwendung zu verbessern, verwendet Alpla Simulationslösungen der Altair Hyper-Works-Produktentwicklungsplattform.
Die Abteilung Modelling & Simulation (M&S) am österreichischen Hauptsitz von Alpla entwickelt die zugrundeliegenden Methoden für die virtuelle Abbildung des Verpackungsherstellungsprozesses. Auf diese Weise lassen sich die Prozessparameter und die Materialverteilung optimieren. Die Eigenschaften der Verpackungen können dann auf Basis einer Prozesssimulation vorhergesagt werden. Darüber hinaus ist es möglich, Designänderungen auf ihre Herstellbarkeit und ihren Einfluss auf Eigenschaften wie Befüllung, Druckbeständigkeit und Sicherheit der Verpackung zu bewerten. Um den Einfluss einer geometrischen Designänderung bewerten zu können, werden Prozesssimulation und die Simulation des Endproduktes hintereinandergeschaltet.
Effizienz in der Produktentwicklung
Um die Effizienz in der Produktentwicklung zu steigern, werden die bestehenden Simulationsprozesse bei Alpla von der M&S-Abteilung zunehmend automatisiert. Ausgangspunkt ist die Fragestellung, wie eine Simulationsaufgabe prinzipiell zu lösen ist. Zur Beantwortung dieser Frage wurden Probleme, die von Simulationsingenieuren häufig gelöst wurden, als Standardaufgaben identifiziert und entsprechend automatisiert. Die Kombination dieser automatisierten Aufgaben erforderte in bestimmten Phasen zwar immer noch manuelle Eingaben, aber damit war bereits der Grundstein für die Automatisierung einer gesamten Lösung gelegt. Der nächste Schritt bestand darin, die Kette der einzelnen Aufgaben in einer Simulation zu automatisieren, so dass der gesamte Lösungsprozess mit minimalen bis gar keinen manuellen Eingriffen durchgeführt werden konnte. Diese Entwicklungen ermöglichten es, Standardprobleme viel schneller zu lösen.
Je einfacher die Simulation angewendet werden kann, desto umfassender kommt sie zum Einsatz und desto größer ist ihr Nutzen für die Produktentwicklung insgesamt. Welchen Stellenwert die Simulation bei Alpla schon heute hat, zeigt das Beispiel der Verpackungslösung Simple One.
Nicht nur in der Kosmetikbranche spielen hochwertige, edel anmutende Verpackungen eine große Rolle für die Kundenansprache. Um den Produktlebenszyklus dieser hochwertigen Primärverpackungen im Sinne der Nachhaltigkeit zu verlängern, sind Nachfülllösungen heute oft das Mittel der Wahl. Doch auch diese Nachfüllsysteme gilt es so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Alpla hat sich mit dem Produkt Simple One das Ziel gesetzt, eine ressourcenschonende Nachfüllverpackung zu entwickeln, die extrem leicht ist, einen geringen Materialeinsatz erfordert und einen hohen Recyclinganteil aufweist und sich durch ein neues Design von den üblichen Nachfüllbeuteln auch optisch deutlich abheben soll.
Dabei war die Formfindung der neuen Flasche eine besondere Herausforderung für Alpla. Die Entwickler mussten eine initiale Form finden, die nach dem Prozess einwandfrei funktioniert, d. h. nach dem Befüllen und Verschweißen eine definierte Form annimmt und dabei eine hohe Stabilität aufweist ohne Falten zu werfen. Mit dem traditionellen Versuchsansatz hätte der Spezialist diese Aufgabe wahrscheinlich nicht lösen können, denn die Erstellung immer neuer, modifizierter physischer Prototypen wäre zu kostspielig gewesen und hätte im vorgegebenen Zeitraum aller Voraussicht nach nicht zum Ziel geführt. Um die Design- und Fertigungsprozesse mit der Produktfunktionalität in Einklang zu bringen, setzte Alpla auf einen simulationsgetriebenen Entwicklungsprozess.
Das Ergebnis ist eine ultraleichte Flasche, die zu 100 % aus recyceltem Kunststoff (rHDPE) hergestellt werden kann und selbst zu 100 % recycelbar ist. Das Nachfüllsystem aus stabilem Kunststoff bietet eine Alternative zu den weichen und oftmals unhandlichen Nachfüllbeuteln und hat zudem ein ansprechendes Erscheinungsbild. Die besonders nachhaltige Verpackungslösung wurde in Zusammenarbeit mit der Kosmetikmarke Susanne Kaufmann als erstes Produkt seiner Art zur Marktreife gebracht und erfolgreich als Nachfüllverpackung für die Glasflaschen der Marke eingeführt.
Den Engpass vermeiden: Simulation demokratisieren
Durch den erfolgreichen Einsatz von Simulation bei Entwicklungen wie Simple One hat Alpla gezeigt, welchen Wert die Simulation für die Produktentwicklung hat und welches Potenzial sich hier bietet, wenn die Simulation fachabteilungsübergreifend in großem Umfang eingesetzt werden kann. Um dieses Potenzial vollständig auszuschöpfen, sollte in einem nächsten Schritt die Simulation einer breiteren Anwendergruppe im Unternehmen zugänglich gemacht werden. Das gelingt mit einem maßgeschneiderten Simulationsangebot durch die Simulations-Methodenentwicklung in der M&S Abteilung. Entscheidend ist dabei die Anpassungs- und Automatisierungsfähigkeit der Altair Softwarelösungen. Die professionelle Anwendung dieser Möglichkeiten ermöglicht es dem Unternehmen, Prozesse präzise abzubilden und unterschiedliches Know-how zusammenzuführen.
„Hyper Works ermöglicht es uns, unser Fachwissen einzubringen und umzusetzen. Dadurch, dass wir die Software auf unsere Bedürfnisse anpassen können, sind wir in der Lage, schnell und effektiv zu arbeiten“, sagte Oswald Valtiner, Leiter Modellierung & Simulation bei Alpla.