Herstellung von Strukturschaumteilen

Vom Ende der Orangenhaut

Geschäumte Formteile müssen nicht runzlig sein
Mit Roboter: Die Fertigungszelle für Formteile aus Strukturschaum.
Mit einem zur diesjährigen Fakuma erstmals vorgestellten Strukturschaumverfahren sollen sich geschäumten Formteile herstellen lassen, die kompakt gespritzten Produkten in der Oberfläche nicht nur gleichwertig, sondern überlegen sind.

Die Fakten sind hinlänglich bekannt: Geschäumte Formteile sind frei von Einfallstellen, verzugsarm und leichter als ihr kompakt gespritzter Wettbewerb. Nachteilig ist jedoch, dass die Teile keine glatten Oberflächen aufweisen. Sie sind schlichtweg ein wenig runzlig. Schlieren und eine gewisse mechanische Rauigkeit sind typisch für geschäumte Teile. Dabei ist es unerheblich, ob chemische oder physikalische Treibmittel verwendet werden. Deshalb werden Strukturschaumteile heute vor allem für solche Anwendungen eingesetzt, bei denen es zuerst auf die guten mechanischen Eigenschaften, auf geringe Toleranzen und Spannungen ankommt; wenn also die Oberflächen keine so große Rolle spielen. Doch jetzt wurde am Bodensee eine Methode präsentiert, die ein Ende der Orangenhaut verspricht, bei der auch geschäumte Teile mit einer perfekten Oberfläche aufwarten können. Kernkomponenten dieser neuen Technik, die gemeinsam vom Kunststoffinstitut Lüdenscheid und der österreichischen Firma Wittmann Battenfeld entwickelt wurde, sind:

Anzeige
  • von mit Treibmittel versehener Schmelze,
  • Aufheizung des Werkzeuges durch induktive Erwärmung,
  • Temperierung und Abkühlung des Werkzeuges durch Temperiergeräte mit zwei Kreisläufen.

Ohne Bindenähte

Die auf der Fakuma gespritzten Formteile „Flaschenöffner“ aus schwarzem ABS wiesen nach Angaben der Kottingbrunner Firma eine hochglänzende Oberfläche ohne Einfallstellen auf . Die Bindenähte waren nicht sichtbar. Um die Überlegenheit des neuen Verfahrens zu verdeutlichen, wurde nur die Vorderseite des Formteils zyklisch geheizt und gekühlt. Die Rückseite, die nicht beheizt wurde, zeigte denn auch die typischen und bekannten „Hautkrankheiten“ einer Oberfläche von Strukturschaumteilen.

Besonders vorteilhaft bei dem neuen Verfahren sei, dass durch die Einspritzung der Schmelze in das heiße Formnest nicht nur die Oberfläche exakt die Formnestkontur wiedergibt, sondern die Randschicht der Formteile sehr kompakt wird. Das bedeute, dass die Formteile nicht nur besser aussehen, sondern auch eine höhere mechanische Belastbarkeit aufweisen. Die feine und gleichmäßige Schaumstruktur im Kern vermeide Einfallstellen und Verzug der Formteile.

Nicht nur die Technik des neuen Verfahrens, auch die in Friedrichshafen gezeigte Produktionszelle entspringt der Kooperation zwischen dem Kunststoffinstitut im westfälischen Lüdenscheid und der Wiener Wittmann-Gruppe. Am Kunststoffinstitut wurde die Technik der induktiven Erwärmung von Spritzgießwerkzeugen bis zur Produktionsreife entwickelt. Mit dem Werkzeug „Flaschenöffner“ wurde diese Technik jetzt erstmalig für ein Strukturschaum-Formteil umgesetzt.

Wittmann verwendete für diesen Prozess eine neuartige Temperiertechnik, die mit zwei unterschiedlichen Wasservorlauftemperaturen arbeitet. Dadurch werde das schnelle Aufheizen begünstigt und eine sehr effektive Kühlung des Formteils sichergestellt. Das Einlegen der Metallteile, die aus einem Stangenmagazin bereitgestellt und durch einen Zylinder vereinzelt werden, sowie die Entnahme der fertigen Flaschenöffner erledigt ein Roboter der österreichischen Firma. Und für die Herstellung von Formteilen aus Strukturschaum schließlich wird die optimierte Spritzgießmaschine H110/210 aus dem Lieferprogramm vom Zukauf Battenfeld eingesetzt. Dem verarbeiteten Granulat wird dabei ein chemisches Treibmittel zugegeben. Mehr dazu unter diesem Stichwort.

Anzeige
Jetzt Newsletter abonnieren

Das könnte Sie auch interessieren

Anzeige

Schaumspritzen

Außen schick – innen leicht

Hohe Oberflächenqualitäten sind auch bei geschäumten Bauteilen auf dem Niveau kompakter Spritzgießteile möglich - das soll eine Präsentation während der K nachdrücklich zeigen. Hergestellt werden soll zur Messe ein Bauteil in Strukturschaumtechnik...

mehr...

CFK-Verarbeitung

Kohlefaser effizienter nutzen

Von der Entformungsgeschwindigkeit und der Montagetechnik hängt die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von Kohlefaser verstärkter Bauteile in der Serienproduktion ab. Hier gibt es Verbesserungsbedarf.Kohlefaserverstärkte Kunststoffe versuchen die...

mehr...
Anzeige
Anzeige

Rohacell im Flugzeugbau

Träume und Schäume

Leichtbau für die Luftfahrt weiter treibenMassiv steigt der Anteil von Kunststoffen beim Bau von Passagierflugzeugen. Ein weiterer Schritt ist mit dem Einsatz von Hartschaumstoff in der Faserverbundbauweise gelungen.

mehr...
Anzeige

Werkstoffe für den Fahrzeugbau

Freie Fahrt voraus

Kunststoffe machen Auto umweltfreundlicher und sparsamerDie Neuerfindung des Automobils ist in vollem Gange: Noch zeichnet sich keine einzelne Technologie ab, die allen anderen überlegen ist. Vielmehr ist es ein Bündel von Innovationen, die das...

mehr...
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Newsletter bestellen

Immer auf dem Laufenden mit dem Kunststoff Magazin Newsletter

Aktuelle Unternehmensnachrichten, Produktnews und Innovationen kostenfrei in Ihrer Mailbox.

AGB und Datenschutz gelesen und bestätigt.
Zur Startseite