Kennzahlen-Report des Marktspiegel Werkzeugbau

Annina Schopen,

Formen- und Werkzeugbau in Zahlen

Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschsprachigen Werkzeug-, Modell- und Formenbauer sowie der Serienfertiger zu sichern, führt die Marktspiegel Werkzeugbau branchenweit einen anonymen Unternehmensvergleich durch. Die Initiatoren sind 2019 gestartet, ab sofort präsentieren sie hierzu wieder monatlich einen Kennzahlen-Report.

Mit dem Ziel, die Betriebe mit Branchenwissen systematisch besser zu machen, präsentiert der Marktspiegel Werkzeugbau ab sofort wieder monatlich einen Kennzahlen-Report mit Vergleichswerten. © Marktspiegel Werkzeugbau

Die Situation in den Werkzeug-, Modell- und Formenbauunternehmen sei noch immer angespannt, die Auftragslage nach wie vor sehr kurzfristig geprägt. Die Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen und Industrien sei groß. Die Renditen gehen zurück. Und während die Corona-Pandemie die Entscheidungsfreudigkeit bei der Auftragsvergabe weiterhin einbremse, werde der Preisdruck aufgrund der gestiegenen Energie- sowie Material- und Rohstoffpreise drastisch verschärft. „Alles in allem ist das gerade keine rosige Situation, in der wir uns in der Branche befinden“, resümiert Branchenexperte Jens Lüdtke, Vorstandsmitglied der Marktspiegel Werkzeugbau.

Rückläufiges Geschäft zwingt zum Strategiewechsel

Die jüngsten Auswertungen des Marktspiegel Werkzeugbau aus dem Jahr 2021 betrachten das Geschäftsjahr 2020. Das erste Jahr also, in dem die Covid-Pandemie signifikant Einfluss auf die Branchenentwicklung genommen hat. Dieser Unternehmensanalyse zufolge ist zum Beispiel der durchschnittliche Umsatzanteil der Lohn- und Teilefertigung auf 20 % gewachsen. Das ist nach Experteneinschätzung eine Reaktion auf die in Summe deutlich schlechtere Auftragslage aus dem Automobil- und Aerospace-Umfeld. „Im Vergleich zum Vorjahr macht die Herstellung von Neuwerkzeugen einen weit geringeren Umsatzanteil aus“, erklärt Lüdtke. „Viele Unternehmer haben zwangsläufig nach Alternativen gesucht und versucht, zum Beispiel über Lohnfertigung an Aufträge zu kommen, um die Maschinen bestmöglich auszulasten.“

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Ein Indiz dafür findet sich auch im nächsten Ergebnis wieder. Es zeigt, dass die Mitgliedsunternehmen aus dem Werkzeug-, Modell- und Formenbau inzwischen 8,2 % ihres Umsatzes über Dienstleistungen generieren. Das entspricht im Vorjahresvergleich einem Anstieg von 3,2 %. Vorwiegend geht es hier um Service sowie Wartung und Instandhaltung von Werkzeugen. Das Ergebnis umfasse zwar keinen großen Anstieg, zeige aber einen Trend auf, in dem eine Chance liege. „In dieser Phase, in der Aufträge für Neuwerkzeuge nur schwer zu ergattern waren, ging es im Servicebereich tatsächlich leichter“, erklärt Lüdtke.

Ein sinnvoller Strategiewechsel könnte aber auch die Erschließung ausländischer Absatzmärkte sein. Denn nur 22,5 % des mit dem Verkauf von Werkzeugen oder Dienstleistungen generierten Umsatzes komme aus dem Export. Davon der weit größte Anteil aus Österreich und der Schweiz. „Hier liegt unfassbar hohes Potenzial“, erklärt Lüdtke. „Zumal viele Länder von unserer Werkzeugbaukompetenz profitieren können.“

Ein dringender Handlungsbedarf ergibt sich für die Werkzeug-, Modell- und Formenbauer vor allem aus der teils sehr großen Abhängigkeit von einzelnen Branchen und von sehr wenigen Kunden. Die Datenanalyse des Marktspiegel Werkzeugbau ergab, dass die Unternehmen rund 70 % ihres Umsatzes mit ihren gerade einmal fünf stärksten Kunden generieren. Ein Kennwert, der sich im Vergleich zum Vorjahr leider nur unwesentlich verändert hat. Für Lüdtke ein klares Signal dafür, dass Vertrieb und die Professionalisierung des Vertriebs in den nächsten Jahren mit die wichtigsten Faktoren für nachhaltigen Erfolg sein werden.

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