Recycling faserverstärkter Tapes in Drucktanks

Faser-Verbundmaterial kontinuierlich ablösen

Der Absatzmarkt für Kunststoffprodukte wächst. Zugleich nimmt die Umweltbelastung durch nicht-abbaubare Kunststoffe zu und erfordert neue Recyclingstrategien. Am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT in Aachen haben Forscher einen Recyclingprozess entwickelt, um das Faserverbundmaterial gebrauchter Drucktanks in einem Ablöseprozess zurückzugewinnen und für neue Leichtbauprodukte wiederzuverwerten.

Recyceltes thermoplastisches Carbonfaser verstärktes UD-Tape. © Fraunhofer IPT

Ziel ist es, Faserverbundkunststoffe (FVK) zu recyceln, ohne dass es zu deutlichen Einbußen der Produktqualität kommt. Dem Fraunhofer-Team ist dies im Forschungsprojekt „Tankcycling“ nun gelungen: Mehr als 90 Prozent der mechanischen Eigenschaften bleiben erhalten.

Faserverstärkte Drucktanks – leicht und stabil

Seit Wasserstoff als Energiespeicher der Zukunft gilt, zieht dies zwangsläufig die Frage der sicheren Aufbewahrung des geruchlosen Gases nach sich. Wasserstoff für mobile Anwendungen, zum Beispiel im Automobil, kann in stabilen Druckbehältern aus kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen aufbewahrt werden. Diese Drucktanks müssen hochbelastbar und zugleich leicht und korrosionsbeständig sein, damit sie sich für die Elektromobilität eignen. Im Zuge der Energiewende ist die Nachfrage nach hochwertigen Wasserstoffbehältern gestiegen. Grundsätzlich lassen sich jedoch auch andere Flüssigkeiten oder Gase in faserverstärkten Drucktanks speichern.

Kohlenstofffaserverstärkte Tapes abwickeln und recyceln

Gefertigt werden solche Drucktanks in einem laserunterstützten Tapewickelverfahren: Bei diesem Produktionsprozess wird thermoplastisches glas- oder kohlenfaserverstärktes Tape über einen Basiskörper aus Kunststoff, den sogenannten Liner, gewickelt. Das unidirektionale (UD) Tape, das den Drucktank umspannt, lässt sich im konventionellen Lebenszyklus des Drucktanks nicht weiterverwenden und landet am Ende im Sondermüll.

Anzeige

Der Recyclingprozess, der im Projekt „Tankcycling“ entwickelt wurde, ermöglicht es, das UD-Tape in einem Abwickelverfahren wieder vom Liner zu entfernen. So kann es für weitere Produkte, die ebenfalls im Tapewickelprozess hergestellt werden, erneut verwendet werden. Die Forscher des Fraunhofer IPT haben einen Anlagenprototyp mit verschiedenen Modulen entwickelt, die das Tape im Abwickelprozess durchläuft, bevor es am Ende auf eine Spule aufgewickelt wird.

Tank-Recycling-Modul am Roboterkopf

In nachgelagerten Tests überprüften die Wissenschaftler die mechanische Belastbarkeit des recycelten Materials und des Originalmaterials. Hier zeigte sich, dass der Recyclingprozess die Qualität des Materials kaum vermindert hatte. Lediglich fünf bis zehn Prozent hatte das recycelte Material an mechanischer Qualität gegenüber dem nicht-recycelten Material eingebüßt. Dies ergaben zerstörende Normtests. Auf Basis dieser Erkenntnisse konnten die Forscher die Anforderungen an den Recyclingprozess definieren und ein Tank-Recycling-Modul entwickeln. Dieses Modul ist eine Weiterentwicklung des Recyclingprozesses, der an einem stationären Prüfstand entwickelt wurde. In seinem miniaturisierten Format lässt sich das Tank-Recycling-Modul an einem Roboterarm befestigen. So lassen sich Drucktanks mit ihrer komplexen dreidimensionalen Geometrie vollständig wiederverwerten. Zudem kann der Recyclingprozess und das anschließende Aufwickeln des Tapes in diesem Aufbau automatisiert durchlaufen werden.

Materialverbrauch und Umweltbelastung senken

Der Recyclingprozess mit seiner Umsetzung im Tankcycling-Modul lotet die Grenzen des technisch Machbaren effizient aus und spart Energie, Material und Kosten. Durch die Wiederverwertung der faserverstärkten Kunststofftapes leisten die Projektergebnisse einen Beitrag zur nachhaltigen Produktion zukünftiger thermoplastischer Faserverbundprodukte, die sich im Tapewickelverfahren herstellen lassen.

Anzeige
Jetzt Newsletter abonnieren

Das könnte Sie auch interessieren

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Rezyklate aus Kunststoff-Abfall

Auch die Nase kauft mit

In Gesellschaft und Industrie wird die Nachhaltigkeit von Produkten immer wichtiger. Der Einsatz hochwertiger Kunststoffrezyklate in Neuprodukten wird wo immer möglich gefordert. Häufig führen Störgerüche jedoch zu Beanstandungen bei den...

mehr...
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Abfallsammlung

Abfallmanagement-System auf Bali

Das Projekt "Stop Jembrana" in Indonesien ermöglicht die Abfallsammlung für mehr als 124.800 Menschen. Seit Beginn des Programms 2019 wurden mehr als 12.959 Tonnen Abfall einschließlich 1.528 Tonnen Kunststoff gesammelt.

mehr...

Recycling

HDPE für Flaschen vollständig aus LVP

Interzero entwickelt mechanisches Recyclingverfahren mit einer chemisch gesteuerten Rheologiemodifikation zur Herstellung von Blasformprodukten aus 100 % Leicht-Verpackungs-Material aus Post-Consumer-Strömen, das bisher nur für Extrusionsverfahren...

mehr...

Newsletter bestellen

Immer auf dem Laufenden mit dem Kunststoff Magazin Newsletter

Aktuelle Unternehmensnachrichten, Produktnews und Innovationen kostenfrei in Ihrer Mailbox.

AGB und Datenschutz gelesen und bestätigt.
Zur Startseite