Clustertätigkeiten
Netzwerk-Offensive Mitteldeutschland
Angeregt und unterstützt durch die länderübergreifende Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland, die auf die Entwicklung und Vermarktung dieser Region ausgerichtet ist, existieren acht Cluster in den in Mitteldeutschland leistungsstarken Branchen Ernährungswirtschaft, Automotive, Chemie/Kunststoffe, Biotechnologie, Informationstechnologie, Solarwirtschaft, Opto- und Mikroelektronik.
Der branchenübergreifende Cluster Chemie/Kunststoffe, gegründet 2003 und wohl zur Zeit der Vorzeige-Cluster in Mitteldeutschland, ist ein exzellentes Beispiel dafür, dass Cluster nicht „künstlich“ geschaffen werden können, sondern eine gewisse Anhäufung von verwandten und innovativen Wirtschafts-Unternehmen (mit Tradition) voraussetzen. So ist nicht zu übersehen, dass die Wirtschaft in Mitteldeutschland von der chemischen Industrie geprägt ist, und dass in dieser Region die Kunststoffindustrie in ganzer Breite rasant wächst. Schon mit wenigen Zahlen lässt sich das belegen: So erwirtschafteten die zirka 750 Chemie- und Kunststoffunternehmen in Mitteldeutschland mit rund 71.000 Beschäftigten im Jahr 2007 etwa 18 Milliarden Euro Umsatz. Ihr Anteil am Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes Mitteldeutschlands beträgt bereits zirka 15 Prozent – Tendenz steigend.
Das Ziel der Clusterentwicklung Chemie/Kunststoffe ist anspruchsvoll. Die führende europäische Region für Polymerentwicklung zu werden, wird selbstbewusst angepeilt.
Erfolgreiche länderspezifische Netzwerke
AMZK, Sachsen
Dem Netzwerk Automobilzulieferer Kunststofftechnik Sachsen (AMZK), mit Sitz in Leipzig und 2002 gegründet, gehören 85 vorwiegend kleine und mittelständische Unternehmen, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und Dienstleister vor allem aus der Gummi- und Kunststoffverarbeitung an. Das Netzwerk sieht sein wichtigstes Ziel darin, die Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Automobilzulieferer im Bereich Kunststofftechnik zu erhöhen. Das bringt vielfältige Aufgaben. So treffen sich die Netzwerk-Mitglieder regelmäßig in einem der Mitgliedsunternehmen zum Dialog, um beispielsweise über Kernkompetenzen des gastgebenden Unternehmens aufzuklären, informatorische Synergieeffekte auszuschöpfen, vielfältige Probleme vorzutragen und Lösungen zu diskutieren oder Verbund-Projekte zu planen und einzugehen. Aber auch die gemeinsame Präsentation bei Automobilherstellern und Systemlieferanten oder die gemeinsame Messebeteiligung bis hin zu fachspezifischer Weiterbildung und Personalqualifizierung gehören dazu.
AMZK kooperiert eng mit der 1999 gegründeten Verbundinitiative Automobilzulieferer Sachsen (AMZ) und übernimmt im Arbeitskreis Kunststofftechnik fachspezifische Teilaufgaben dieser Initiative. Etliche AMZK-Mitglieder sind auch in der Internetplattform CarNet der Verbundinitiative zu finden.
Die Netzwerk-Mitglieder betreiben im Kunststoff-Zentrum in Leipzig eine gemeinsame ständige Ausstellung, in der sie ihre neuen, innovativen Produkte vorstellen. Gleich einer Messe dient sie vielfältigen Zwecken – nicht zuletzt auch zur Anbahnung geschäftlicher Beziehungen. Und gleich nebenan findet der Ausstellungsbesucher das „Automotive Award Center – Plastics“ der Society of Plastics Central Europe (SPE), das die aktuellen und ausgezeichneten Kunststoff-Produkte Europas für den Automobilbau präsentiert.
Darüber hinaus ist AMZK Mitveranstalter des jährlich stattfindenden Leipziger Kunststoff-Tags und gestaltet den Tag der Automobilzulieferer auf der alle zwei Jahre stattfindenden Technomer in Chemnitz, die zu den traditionsreichsten Fachtagungen für die Kunststofftechnik in Deutschland gehört.
Polykum, Sachsen-Anhalt
Die Fördergemeinschaft für Polymerentwicklung und Kunststofftechnik in Mitteldeutschland, Polykum, mit Sitz in Schkopau und mit 14 Mitgliedern 2002 gegründet, zählt nun 85 Unternehmen, Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu seinen Partnern. Die Firmen kommen unter anderem aus den Bereichen Kunststoffverarbeitung, Werkzeug- und Formenbau, Kunststoff-Maschinenbau, Rohstoff-Herstellung und Dienstleistungen zur Kunststofftechnik. Das Netzwerk, eingebunden im mitteldeutschen Cluster Chemie/Kunststoffe, ist vor allem darauf ausgerichtet, die Zusammenarbeit der Firmen, auch von mittelständischen und Großunternehmen, untereinander und mit der Wissenschaft voranzubringen. Dabei stehen Fragen zum geregelten Wissens-, Innovations- und Technologietransfer weit oben auf der Agenda des Netzwerks. Das bedeutet unter anderem die stärkere Verzahnung von Unternehmen und Forschungseinrichtungen, konsequente Hinwendung zur angewandten Forschung und schnelle Umsetzung von Innovationen in marktfähige Produkte und Leistungen.
Aber auch mit Neugründungen und Ansiedlungen von Unternehmen sowie mit der branchenspezifischen Nachwuchsförderung und Weiterbildung befasst sich Polykum. Das zielt natürlich letztendlich darauf, die Wettbewerbsfähigkeit der teilnehmenden Unternehmen, ihren Markterfolg nicht nur zu erhalten, sondern regional, national und international kontinuierlich auszubauen. Zu den vielfältigen Aktivitäten und Maßnahmen in diesem Umfeld gehören zum Beispiel Netzwerk-Treffen, Workshops, Vorträge, wissenschaftliche Fachveranstaltungen, aber auch die für eine interessierte Öffentlichkeit – sei es elektronisch, sei es in gedruckter Form – vielseitig aufbereiteten Informationen aus der Branche.
In diesem Jahr veranstaltete Polykum zum zweiten Mal den Polykum Innovationstag Kunststofftechnologien in Schkopau, auf dem praxisorientierte Lösungen aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen präsentiert wurden. Der Innovationstag fand große Zustimmung, so dass mit dem 7. Mai 2009 bereits der Termin für den nächsten Innovationstag feststeht.
Polymermat, Thüringen
Das Netzwerk Polymermat, mit Sitz in Jena und 2004 gegründet, versteht sich als Netzwerk der Kunststoffindustrie in Thüringen. 63 Firmen mit zirka 4000 Mitarbeitern gehören zum Verein. Erklärtes Ziel ist die Entwicklung der Kunststoffindustrie Thüringens entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette. Dabei geht es vordergründig um die Stärkung der Innovations- und Wirtschaftskraft der Unternehmen – in der Partnerschaft von Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung. Dies zu erreichen, bedarf es vielfältiger Maßnahmen. Polymermat zählt dazu: Die Vernetzung der Unternehmen voranbringen, deren Kommunikation und Kooperationen verbessern, Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte unterstützen, Qualifizierung von Fachkräften und deren Weiterbildung, eine gemeinsame Internetplattform für seine Mitglieder zu schaffen.
Viele Projekte innerhalb dieser Maßnahmen laufen bereits. Einen entscheidenden Schwerpunkt legt das K-Netzwerk auch 2008 auf die Ausbildung des fachlichen Nachwuchses und die Qualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeiter in der Kunststoffbranche. Das zeigt sich beispielsweise im kürzlich veranstalteten Unternehmerforum zum Thema „Wachstum und Mitarbeiter“, in der Herausgabe der Ausbildungsbroschüre „Kunststoff & Karriere“, in der sieben Studiengänge von Thüringer Hochschulen und zwölf gewerblich-technische und drei kaufmännische Ausbildungsberufe vorgestellt werden, die für die Nachwuchsgewinnung der Thüringer Kunststoffindustrie besonders bedeutsam sind, oder in den Informationsveranstaltungen von Polymermat in Thüringer Schulen sowie die Präsenz des Netzwerks auf Bildungsmessen in Thüringen. Die Unterstützung der Unternehmen im Ausbildungsmanagement gehört ebenso dazu.
Für die weitere erfolgreiche Entwicklung der K-Netzwerke in Thüringen ist Anfang April dieses Jahres ein wichtiger Schritt getan worden: Das Südthüringer K-Netzwerk Moldingtec – bestehend aus 25 Herstellern von Kunststoffteilen, Werkzeug- und Formenbauern, fusionierte mit Polymermat und bildet nun innerhalb von Polymermat – neben der Fachgruppe Materialentwicklung – einen neuen Schwerpunkt als Fachgruppe Werkzeug- und Formenbau.
Die länderspezifischen K-Netzwerke in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kommunizieren und kooperieren intensiv miteinander. Dafür haben sie das Mitteldeutsche Kunststoff-Netzwerk (MKN) geschaffen, das sich beispielsweise auf der Fakuma 2008, in Halle 7 am Stand 7214 präsentieren wird. Dr. Bernd Bräuer