Editorial
Erstaunliches
stellt die Pressemeldung eines japanischen Herstellers von Druckern als Top-News heraus: Ein für industrielle Beschriftungsaufgaben geeignetes System könne dank einer neuen Software nun auch asiatische Schriftzeichen darstellen. Das darf man sich ruhig auf der Zunge zergehen lassen. Jetzt warten wir natürlich dringend auf die Presseinformation eines deutschen Spritzgießmaschinen- oder Extruderbauers, eines Blasformspezialisten oder was auch immer, der in Japan, China oder Korea verkündet, seine neueste Steuerungsgeneration sei nun auch mit deutschsprachiger Benutzeroberfläche verfügbar.
Auf diesen Beweis der gelungenen Internationalisierung durch so vollständige Integration in fremde Kulturen, dass man nicht mehr als „fremder“ Hersteller wahrgenommen wird, sind wir sehr gespannt.
Allerdings warnen wir einmal mehr davor, sich bei solchem Tun auf zweifelhaften externen Rat zu verlassen. Uns erreichte die Mail einer obskuren Unternehmensberatung, adressiert an das „Sehr geehrte Unternehmen in der Klemme“. Angeboten werden Patentrezepte zum vermeintlich sicheren Weg aus der Krise. Vermutlich vor allem für den Berater, der sich wohl selbst von einer akuten „Klemme“ in monetärer Hinsicht bedroht sieht.
Schwierige Zeiten für die Investitionsgüterindustrie weltweit – man kann der Situation aber auch komische Seiten abgewinnen.
Seriöser mit der Lage beschäftigt sich eine Schwestergesellschaft unseres Verlags, der Wirtschaftsinformationsdienst D&B Deutschland. Eine aktuelle Studie prognostiziert, dass in fünf der G7-Staaten die Wirtschaft 2009 schrumpfen wird. Ausnahmen werden demnach nur Frankreich und Kanada bilden. Allerdings gehen die Autoren der Studie davon aus, dass Deutschland, Italien, Österreich und die Schweiz sich schneller erholen werden als beispielsweise die USA, Großbritannien, Australien und Spanien. Der Grund: Die letztgenannten Länder haben ihren Wirtschaftsboom mehr als die anderen durch wachsende Immobilienvermögen und kreditfinanzierte Konsumausgaben generiert. Hier seien umfangreichere strukturelle Änderungen erforderlich, wie das Entwöhnen von der leichtfertigen Vergabe von Krediten und das Zurückdrängen des Einflusses der Banken auf Wachstum, Arbeitsmarkt und Steuereinnahmen.
In der zweiten Gruppe von Ländern erscheint es dagegen wahrscheinlicher, dass sich das Vertrauen der Konsumenten erholen wird, da hier die Verfügbarkeit und die Bedingungen von Krediten die Ausgaben der Haushalte nie entscheidend beeinflusst haben. Der starke Rückgang der Preise für Gebrauchsgüter, der mit der aktuellen weltweiten Rezession einhergeht, könne sich sogar in Form eines höheren verfügbaren Einkommens bemerkbar machen. D&B erwartet, dass beide Gruppen im Laufe des Jahres 2009 einen gravierenden Wirtschaftsrückgang erfahren werden, wobei sich Deutschland und die angrenzenden Industrienationen wahrscheinlich schneller erholen werden als andere.
Kein hell strahlendes Licht am Ende des Tunnels – aber immerhin kein undifferenziertes Schwarzmalen. Wir sind gespannt auf die nächsten Einschätzungen der Märkte. Und bis dahin werden wir gutgemeinte Beratungsangebote weiterhin kritisch prüfen…