Editorial
Geschafft
hat es zumindest der größte Teil der Restbelegschaft der in Konkurs gegangenen Battenfeld Spritzgießtechnik: Nach der Odyssee des Unternehmens – bzw. seiner Teile – werden voraussichtlich 400 der etwa 450 verbliebenen Mitarbeiter unter dem Dach des erfolgreichen Wiener Unternehmens Wittmann weiter arbeiten können. Beendet ist damit ein inzwischen leider durchaus typisches Kapitel von Unternehmens-Monopoly: Unternehmen werden komplett oder portionsweise zwischen Kapitalgesellschaften verschoben, ohne deren Wert erkennbar zu erhöhen oder nachhaltig Synergien zu schaffen.
In diese Kategorie gehören denn auch die Begleitumstände des Verkaufs der im europäischen Handygeschäft tätigen Balda-Tochterunternehmen zum Ende des Jahres 2007 an eine Briefkastenfirma, hinter der die Investmentgruppe Aurelius steht: Es drängt sich sehr der Eindruck auf, dass der nicht an Sanierung, Neuausrichtung und Weiterbetrieb der Unternehmen gelegen war, sondern am schnellen Abschöpfen von Gewinnen aus pfiffigen Verträgen: Die Verluste des Jahres 2007, für die noch der Alteigentümer Balda einzustehen hatte, waren in der im März vorgelegten Bilanz plötzlich weit höher als erwartet – so hoch, dass der Alteigentümer Balda keine ausreichenden liquiden Mittel aufbringen konnte und selbst in eine gefährliche Schieflage geriet.
Offenbar hat der neue Eigentümer mit beiden Händen zugegriffen und statt des laut Balda erwarteten „niedrigen zweistelligen“ Verlustes angeblich 40 Millionen Euro verlangt. Zeitgleich klagten Mitarbeiter der übernommenen Firmen über ausbleibende Löhne. Mit Hilfe eines nicht genannten Investors gelang es Balda schließlich, die wenige Monate zuvor veräußerten Tochterunternehmen zurück zu kaufen und wieder einzugliedern, was an der grundsätzlichen Situation zwar nichts ändert, die Liquiditätsbelastungen buchhalterisch jedoch verringert.
Man braucht nicht einmal die Finger einer Hand, um einzusehen, dass die zweifache Verschiebung der Unternehmen deren Wert nicht erhöht haben. Ganz sicher haben diese Transaktionen keine Wertschöpfung generiert. Ganz im Gegenteil: Es sind enorme Ressourcen verschleudert worden – und der angesprochene Briefkasten, die Ein-Mann-Firma, wird wohl auf Zahlung seiner Forderungen bestehen. Immer getreu dem alten Brokermotto: Das Geld ist nicht weg, es ist nur woanders.
So gesehen haben die Mitarbeiter dieses nun entstehenden Wittmann-Battenfeld-Unternehmens ein gutes Los gezogen: Dr. Wittmann und seine Mannen haben schon in der Vergangenheit das Stehvermögen und die Entschlussfähigkeit eines mittelständischen Unternehmens im besten Sinne bewiesen. Ihnen ist zuzutrauen, dass sie mit schnellen Entschlüssen und gesundem Menschenverstand das Schiff zunächst in ruhiges Fahrwasser bringen, um es dann ordentlich Fahrt aufholen zu lassen.
Schauen wir einmal, wen es im globalen Monopoly als nächsten trifft. Wir werden die Lage beobachten.