News zur Fakuma

Produktion in Deutschland ist konkurrenzfähig

Günther Heißkanaltechnik sieht sich gerüstet für die Zukunft
Siegrid Sommer ist neben dem Geschäftsführenden Gesellschafter Herbert Günther Geschäftsführerin der Günther Heisskanaltechnik in Frankenberg.
Sieht man sich in Fachzeitschriften um oder liest man die Ankündigungen der Angusskanalhersteller im Vorfeld der Fakuma, scheint die Anspritztechnik, vor allem der Heißkanal mit seiner Peripherie, zum qualitäts- und effizienzbestimmenden Faktor zu werden. Andererseits tummelt sich eine große Zahl von Anbietern auf dem Markt, die zumindest auf den ersten Blick sehr ähnliche Produkte und Lösungen anbieten. Bei einem als seriös und innovativ anerkannten Anbieter, dem Unternehmen Günther Heißkanaltechnik in Frankenberg, hat sich das Kunststoff Magazin nach dem Stand der Dinge erkundigt.


Frau Sommer, sehen Sie sich mit ihren Produkten in einer Art Schlüsselrolle der Spritzgießtechnik? Siegrid Sommer: Ob ein Kunststoffartikel gut oder weniger gut ist, ob es zum denkbaren Kostenminimum produziert wird oder eben nicht, hängt sicher nicht nur vom eingesetzten Heißkanal ab. Vor allem bei komplexen Produkten bilden das Anspritzsystem und seine gesamte Auslegung aber durchaus wichtige Faktoren. Schon vor über 20 Jahren hat Günther Heisskanaltechnik dank der Heißkanaldüse mit dem patentierten, zweigeteilten Schaft im Hinblick auf Temperaturverhalten und thermischer Trennung Maßstäbe gesetzt. Heute steht das Unternehmen noch immer für Heißkanalsysteme, die aufgrund ihrer Innovation häufig für kritische und sehr anspruchsvolle Anwendungen eingesetzt werden. Ein besonderes Augenmerk möchte ich auf unsere neu entwickelte Blueflow-Düse, die mit einer speziellen Heizungstechnologie ausgestattet ist, richten. Ich denke allein anhand dieser beiden Beispiele sehen Sie die Schlüsselrolle, die der Heißkanal und damit unser Unternehmen inne hat.

Interessanterweise scheinen in diesem Produktfeld deutsche Anbieter hinsichtlich Innovationsfähigkeit und Markterfolg auch im internationalen Maßstab erfolgreich und zumindest punktuell führend zu sein. Wie sehen Sie die Lage? Siegrid Sommer: Das ist wohl nicht pauschal zu beantworten und ich kann natürlich nur für Firma Günther sprechen. Hier ist es so, dass regelmäßig und umfangreich in die Produktentwicklung investiert wird. So ist mit unserem jüngsten Kind, der zur K2010 vorgestellten Blueflow-Technik, ein großer Innovationssprung der Heißkanaltechnologie gelungen. Die bis zu 50 Prozent Energie sparenden, sehr klein bauenden und exakt regelbaren Düsen wurden von Herrn Günther und seinem Entwicklungs-Team über mehrere Jahre serienreif gemacht und parallel dazu die Produktion aufgebaut. An diesem Projekt kann man gut sehen, dass wir uns an Kundenanforderungen orientieren, da unsere Kunden uns ihrerseits in Projekte einbinden und damit unser Know-how nutzen. Andererseits nutzen wir wiederum diese Erfahrungen bei der Entwicklung neuer Konzepte. Mit den Blueflow-Düsen können Werkzeugkonzepte realisiert werden, die mit konventionellen Heißkanal-Systemen nur schwer umsetzbar wären – und das bei geringerem Energieeinsatz und höherer Prozessstabilität.

Ihr Stichwort waren regelmäßige Investitionen. Kann man die beziffern? Siegrid Sommer: Die Entwicklungskosten für neue Produkte und für Dienstleistungen wie das Systemdesigner-Tool Cadhoc kann ich Ihnen nicht genau nennen. Aber allein in die Produktion der Heißkanalsysteme sind innerhalb der letzten drei Jahre Investitionen von rund 5,4 Millionen Euro am Standort Frankenberg zur Kapazitätserweiterung und in neueste Maschinentechnik geflossen. Mit diesen Investitionen wollen wir trotz der sehr hohen Fertigungstiefe an unserem Standort in Deutschland auf den internationalen Märkten wettbewerbsfähig bleiben. Hierbei sind natürlich auch unsere Erwartungen an eine weiter steigende Produktionskapazität schon berücksichtigt.

Gute Produkte und Service hin oder her – in einem großen Teil der Anwendungen entscheidet schlussendlich (auch) der Preis. Wie wollen Sie dem künftig entgegentreten, auch wenn der aktuelle Boom abflacht? Siegrid Sommer: Wie schon gesagt, ist die Produktion organisatorisch und maschinentechnisch auf einem topaktuellen Stand. Zunehmendem Preisdruck wird unser Unternehmen nicht mit Auslagerung entgegenwirken, sondern mit einer weiteren Erhöhung der Fertigungstiefe. Der moderne Maschinenpark hilft bei der Produktion von Bauteilen, die bisher zugekauft werden mussten. Dank hoher Fertigungstiefe können wir so schnell und flexibel auf Kundenanforderungen reagieren. Durch den kontinuierlichen Verbesserungsprozess in Produktion und Administration werden die Herstellungsprozesse stetig optimiert.

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Vor allem setzen wir auf technischen Vorsprung. Zahlreiche Patente liefern uns – und damit unseren Kunden – besondere Vorteile bei Lösungen zur Verarbeitung technisch hochwertiger, verstärkter oder flammwidrig eingestellter Thermoplaste. Automotive, Medizin, optische und Elektroindustrie, Consumer und Verpackungstechnik sind hier wichtige Kundenbranchen. Um einen Einwand gleich vorweg zu nehmen: Unsere Standards sind so ausgereift, dass sie die Basis für alle Sonderlösungen bilden. Bereits aus diesen Standards lassen sich viele kundenseitig gestellte, komplexe Anforderungen erfüllen.


Wie schätzen Sie die Absatzchancen der nächsten Monate ein? Siegrid Sommer: Den beispiellosen Boom der letzten 18 bis 24 Monate werden weder wir noch unsere Kunden in dem Maß fortsetzen können. Aber wir sehen aktuell keinen Grund unsere Planung einzuschränken oder gar in Panik zu verfallen. Um nur einen positiven Aspekt heraus zu greifen: Das Thema Energieeffizienz wird uns noch länger begleiten, es ist nicht nur ein politisch-ökologisches, oder wenn Sie so wollen ideologisches Thema. Damit sind auch handfeste wirtschaftliche Auswirkungen verbunden. Die steigenden Energiepreise führen zu einem stetig wachsenden Anteil an den Gesamtkosten der Kunststoffverarbeitung. Ein Ende des Preisanstiegs ist, von typischen Schwankungen abgesehen, aus heutiger Perspektive nicht in Sicht. Für die Wettbewerbsfähigkeit der Spritzgießbetriebe ist daher die Senkung der Energiekosten von hoher Bedeutung. Mit den Blueflow-Düsen, deren Angebotsspektrum aktuell weiter optimiert und ausgebaut wird, liegen wir an der Spitze im Hinblick auf energieeffiziente Heißkanaldüsen. Auch die asiatischen und die Schwellenländer werden auf Sicht bei steigenden Personalkosten nicht umhin kommen, ebenfalls in Richtung Energieeffizienz sich zu orientieren. Hierdurch wird der Bedarf an energieeffizienten Heißkanaldüsen wachsen.

Darüber hinaus beteiligt sich das Unternehmen mit kompetenten Partnern an Gemeinschaftsprojekt, wie zum Beispiel der Nano-Technologie, wodurch sich neue Anwendungsbereiche für Günther-Produkte eröffnen.


Fakuma Halle A2, Stand 2207

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