Geschäftszahlen 2022
BASF rechnet 2023 mit Ergebnisrückgang
Der BASF-Vorstandsvorsitzende Dr. Martin Brudermüller und Finanzvorstand Dr. Hans-Ulrich Engel haben die Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 vorgestellt. Für 2023 rechnet der Konzern mit einem Ergebnisrückgang. Erläutert wurden außerdem das Sparprogramm von BASF und Umstrukturierungen am Standort Ludwigshafen.
Die hohen Unsicherheiten, welche das Jahr 2022 infolge des Kriegs in der Ukraine, hoher Rohstoff- und Energiekosten in Europa, steigender Preise und Zinsen, der Inflation sowie der Entwicklung der Corona-Pandemie geprägt haben, werden auch 2023 fortbestehen und die weltweite Nachfrage belasten. BASF erwartet daher für das laufende Jahr einen Umsatz zwischen 84 Milliarden Euro und 87 Milliarden Euro. Das EBIT vor Sondereinflüssen der BASF-Gruppe werde voraussichtlich auf einen Wert zwischen 4,8 Milliarden Euro und 5,4 Milliarden Euro zurückgehen. BASF geht von einem schwachen ersten Halbjahr 2023 aus. Eine verbesserte Ergebnissituation im zweiten Halbjahr 2023 erwartet das Unternehmen aus Aufholeffekten, insbesondere in China.
Im vergangenen Jahr steigerte BASF den Umsatz um 11,1 Prozent auf 87,3 Milliarden Euro. Wesentlich für das Umsatzwachstum seien höhere Preise in nahezu allen Segmenten infolge gestiegener Rohstoff- und Energiepreise. Ein insgesamt deutlich geringerer Absatz habe das Umsatzwachstum der BASF-Gruppe aber gedämpft. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen lag mit 6,9 Milliarden Euro um 11,5 Prozent unter dem Vorjahreswert, jedoch im prognostizierten Korridor.
Das operative Ergebnis der BASF-Gruppe wurde im Jahr 2022 durch zusätzliche Energiekosten von weltweit 3,2 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr belastet. Rund 84 Prozent dieses Anstiegs entfielen auf Europa, wovon vor allem der Verbundstandort Ludwigshafen betroffen war. Die gestiegenen Kosten für Erdgas machten 69 Prozent des gesamten Energiekostenanstiegs weltweit aus.
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Im vergangenen Jahr fiel zusätzlich wegen milliardenschwerer Abschreibungen auf die Tochter Wintershall Dea ein Verlust von 627 Millionen Euro an. Ein Jahr zuvor hatte BASF noch rund 5,5 Milliarden Euro verdient.
Cashflow der BASF-Gruppe
Im Geschäftsjahr 2022 betrug der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit 7,7 Milliarden Euro nach 7,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Der Free Cashflow belief sich im Jahr 2022 auf 3,3 Milliarden Euro nach 3,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Vorstand und Aufsichtsrat werden der diesjährigen BASF-Hauptversammlung eine Dividende auf Höhe des Vorjahres von 3,40 Euro je Aktie vorschlagen. Bezogen auf den Jahresschlusskurs ergibt sich daraus eine hohe Dividendenrendite von 7,3 Prozent. Insgesamt wird BASF 3,0 Milliarden Euro an ihre Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten.
Maßnahmen zu Kosteneinsparungen in Europa
Im Rahmen seiner Präsentation stellte Martin Brudermüller auch Maßnahmen des Kosteneinsparprogramms mit Fokus auf Europa vor sowie zur Anpassung der Produktionsstrukturen am Verbundstandort in Ludwigshafen. „Die Wettbewerbsfähigkeit der Region Europa leidet zunehmend unter Überregulierung. Sie leidet auch immer mehr unter langsamen und bürokratischen Genehmigungsverfahren und vor allem unter hohen Kosten für die meisten Produktionsfaktoren“, so Brudermüller. „All dies hat bereits über viele Jahre das Marktwachstum in Europa im Vergleich zu anderen Regionen gebremst. Zusätzlich belasten jetzt die hohen Energiepreise die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit in Europa.“
Das Kosteneinsparprogramm, das 2023 und 2024 umgesetzt wird, zielt darauf ab, die Kostenstrukturen von BASF in Europa und vor allem in Deutschland an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Nach Abschluss des Programms erwartet BASF jährliche Kosteneinsparungen von mehr als 500 Millionen Euro in Einheiten außerhalb der Produktion, also in Unternehmens- und Service-Bereichen, in Forschung und Entwicklung (F&E) sowie in der Konzernzentrale. Etwa die Hälfte dieser Einsparungen werden am Standort Ludwigshafen erwartet.
Zu den Maßnahmen dieses Programms gehören die Bündelung von Dienstleistungen in Hubs, die Vereinfachung von Strukturen in der Leitung von Unternehmensbereichen, der bedarfsgerechte Zuschnitt von Business Services sowie die Effizienzsteigerung von F&E-Aktivitäten. Weltweit werden sich die Maßnahmen unterm Strich voraussichtlich auf rund 2.600 Stellen auswirken; diese Zahl beinhaltet neu zu schaffende Stellen, vor allem in den Hubs.
Schließungen in Ludwigshafen
Außerdem ergreift BASF auch strukturelle Maßnahmen am Stammwerk Ludwigshafen. „Wir tun das, weil wir auch im 158. Jahr seines Bestehens an den Standort Ludwigshafen glauben, an die Menschen, die hier arbeiten, und an die Region Europa“, so Brudermüller. In den vergangenen Monaten hat das Unternehmen seine Verbundstrukturen in Ludwigshafen einer Analyse unterzogen. Die wichtigsten Veränderungen am Verbundstandort Ludwigshafen im Überblick:
Schließung der Caprolactam-Anlage, einer der beiden Ammoniak-Anlagen am Standort sowie von damit verbundenen Düngemittelanlagen, Reduzierung der Produktionskapazitäten fürAdipinsäure und Schließung der Anlagen für Cyclohexanolund Cyclohexanon sowieSchwersoda, Schließung der TDI-Anlage sowie der Anlagen für die Vorprodukte DNT und TDA.
Insgesamt werden 10 Prozent des Wiederbeschaffungswerts der Anlagen am Standort Ludwigshafen von der Anpassung der Verbundstrukturen betroffen sein und voraussichtlich rund 700 Stellen in der Produktion. Brudermüller betonte: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir für die meisten der in der Produktion betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Betrieben Beschäftigung anbieten können.“ Die Maßnahmen werden schrittweise bis Ende 2026 umgesetzt. Dadurch erwartet BASF, die Fixkosten um über 200 Millionen Euro pro Jahr senken zu können.
Saori Dubourg verlässt den Vorstand
BASF-Vorständin Saori Dubourg verlässt das Unternehmen zum 28. Februar 2023. Der Aufsichtsrat hat Dr. Stephan Kothrade, President, Intermediates, mit Wirkung zum 1. März 2023 zum Mitglied des Vorstands bestellt. Stephan Kothrade ist seit 1995 im Unternehmen und leitet seit 2022 den Unternehmensbereich Intermediates.