Interview zur HANNOVER MESSE 2023

Annina Schopen, Andreas Mühlbauer,

"Wo Risiken sind, sind auch Chancen"

Die HANNOVER MESSE geht in diesem Jahr in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld an den Start. Annina Schopen und Andreas Mühlbauer sprachen mit Hubertus von Monschaw, Global Director Trade Fair and Product Management HANNOVER MESSE und Basilios Triantafillos, Global Director HANNOVER MESSE, Energy, ComVac & Global Business and Markets über die Bedeutung der Messe in dieser Situation sowie über die Trends der Industrie 2023.

Hubertus von Monschaw (links), Global Director Trade Fair and Product Management HANNOVER MESSE und Basilios Triantafillos, Global Director HANNOVER MESSE, Energy, ComVac & Global Business and Markets. © Deutsche Messe

Nach der Corona-bedingten Pause konnten seit dem letzten Jahr wieder Messen veranstaltet werden. Wie ist das Messegeschäft angelaufen?
Wir sind sehr zufrieden mit dem aktuellen Anmeldestand zur HANNOVER MESSE.Wir haben das Vor-Corona-Niveau zwar noch nicht wieder erreicht, aber wir sind auf einem sehr guten Weg. Die meisten unserer Key Accounts sind in diesem Jahr wieder als Aussteller dabei, und wir können uns auf eine Messe mit vielen Highlights freuen.

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Für 2023 hatten viele auf eine Erholung auf das Vor-Corona-Niveau gehofft. Nun droht eine Rezession – was heißt das für diese Ausgabe der Hannover Messe? Mit welcher Erwartung gehen Sie in diese Veranstaltung?
Wo Risiken sind, sind auch Chancen. Und letztere sehen wir für die HANNOVER MESSE, da nur dort das gesamte industrielle Ökosystem zusammenkommt, um neue Produkte und Lösungen zu präsentieren und zu diskutieren. Aufgrund der gestiegenen Energiepreise stehen Energieeffizienz und Energiemanagement sowie die CO2-neutrale Produktion und der Einsatz von Wasserstoff als Energiequelle im Fokus.

Ukraine-Krieg, Pandemie, Lieferkettenprobleme und: Das Jahr 2023 wird die Wirtschaft vor Herausforderungen stellen. Welche Impulse kann die Hannover Messe geben?
Umso wichtiger ist die Weltleitmesse der Industrie. Hier in Hannover finden sowohl Aussteller als auch Besucher Antworten auf die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit. Ein Beispiel ist das Thema Wasserstoff, das seit Jahrzehnten kurz vor dem Durchbruch stand, nun sind die Energiepreise derart gestiegen, dass die Produktion von grünem Wasserstoff langsam wirtschaftlich wird und so einen erheblichen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Wer sich über dieses Thema informieren möchte, findet auf der HANNOVER MESSE mehr als 500Unternehmen aus der Wasserstoffwirtschaft.

Welche Trends sehen Sie bei den Ausstellern und was wird die diesjährige HANNOVER MESSE auszeichnen?
Wir haben fünf übergreifende Industrietrends definiert: CO2-neutrale Produktion und Energiemanagement, KI & Maschinelles Lernen, Industrie 4.0 und Wasserstoff und Brennstoffzellen. Die Ausstellungsthemen der HANNOVER MESSE zahlen alle auf die genannenten Trends ein und eine Vielzahl der Aussteller wird zu diesen Trends Produkte und Lösungen zeigen.

Als „Trends der Industrie“ nennen Sie CO2-neutrale Produktion und Energiemanagement. Was kann die Deutsche Messe tun, um Nachhaltigkeit auch im Messebetrieb sicherzustellen?
Als Deutsche Messe haben wir uns das Ziel gesetzt, bis 2035 CO2-neutral zu sein. Wir haben das Thema Nachhaltigkeit als eine tragende Säule in unserer Unternehmensstrategie verankert und damit als zentrales Zukunftsthema besetzt. Es ist uns wichtig, unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und so als Messestandort dauerhaft attraktiv zu bleiben. Wir erarbeiten in diesem Kalenderjahr ein energetisches Transformationskonzept für das Messegelände und werden es schrittweise mit klaren Maßnahmen umsetzen. Auch die Installation von Photovoltaik-Anlagen sowie anderer energieeffizienter Anlagentechnik gehören dazu.

Der indonesische Staatspräsident JokoWidodo wird zur Eröffnung der Hannover Messe anreisen und am Montag einen Messerundgang mit dem Bundeskanzler machen. Wie kam es dazu, dass Indonesien in diesem Jahr Partnerland wurde?
Indonesien war bereitsfür 2020 als Partnerland fixiert und 2021 in die HANNOVER MESSE Digital Edition eingebunden. Aufgrund der Pandemie konnte die Partnerlandbeteiligung jedoch nicht als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden, von daher war es der große Wunsch Indonesiens, in diesem Jahr Live vor Ort dabei zu sein. Indonesien ist das viertbevölkerungsreichste Land der Welt und aufgrund der erst kürzlich veröffentlichten ehrgeizigen Klimaziele ein hochrelevanter Käufer von Energie- und Industrietechnik. Mit mehr als fünf Prozent Wirtschaftswachstum befindet sich Indonesien darüber hinaus nach der Pandemie auf Erholungskurs. Gründe dafür sind in erster Linie die hohen Rohstoffpreise. Kohle, Palmöl, Nickel und Kautschuk aus Indonesien erzielen auf den internationalen Märkten teilweise Rekordpreise. Ziel Indonesiens ist es jedoch, mehr arbeitsintensive Fertigung ins Land zu holen. Nach der Liberalisierung des Investitionsrechts und des Arbeitsrechts können internationale Investoren nun flexibler agieren.

Der Industriepreis „Hermes Award“ für besondere technische Innovationen jährt sich zum 20. Mal. Sind unter den Einreichungen bestimmte Schwerpunkte bei den Technologien erkennbar?
Die Einreichungen spiegeln in jedem Jahr die große technologische Bandbreite der HANNVOER MESSE wider, das ist in diesem Jahr nicht anders. Wir sind bereits sehr gespannt darauf, welche Lösungen in diesem Jahr nominiert werden.

Die Deutsche Messe schreibt in diesem Jahr im Rahmen des Karrierekongresses „WomenPower 2023“ erstmals den „Young Engineering Award“ aus. Wie entwickelt sich denn der Anteil an Frauen in den MINT-Bereichen der Industrie generell?
Die Industrie braucht dringend mehr Fachkräfte, dafür muss die Anzahl von Frauen im MINT-Bereich deutlich erhöht werden. Zurzeit beträgt der Frauenanteil an technischen Studienfächern nur 22 Prozent, zum Vergleich: In Griechenland oder Schweden liegt der Anteil bei 41 Prozent. Von daher sind wir stolz darauf, dass wir mit dem Karrierekongress WomenPower oder dem Young Engineering Award Formate geschaffen haben, die Frauen dazu ermutigen, technische Studiengänge zu belegen.

Neue Ideen gerade für die schwierigen Herausforderungen unserer Zeit sind dringend erforderlich. Die Messe bietet die Startup Area für wegweisende Industrie-Startups an. Wie kann diese jungen Technologieunternehmen helfen, ihre Ideen weiterzuentwickeln und schließlich im Markt Fuß zu fassen?
Neben den Pitches, die wir den Startups auf einer entsprechenden Bühne anbieten, haben wir ein neues Format ins Leben gerufen: HACK4INDUSTRY. Es funktioniert so: Etablierte Industrieunteren stellen im Vorfeld der Messe eine Challenge, Startups entwickeln passgenaue Prototypen und bewerben sich für einen Pitch beim Industrieunternehmen. Auf der HACK4INDUSTRY-Night stellen die besten drei Startups ihre Lösung vor – und das je Herausforderung. Prämiert wird die Idee mit dem innovativsten und spannendsten Lösungsansatz.

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