Fachpressetag von Plastics Europe
Mit chemischem Recycling zu Kreislaufwirtschaft?
Der Fachpressetag von Plastics Europe Deutschland, der Verband der Kunststofferzeuger, hat sich in diesem Jahr mit der klimaneutralen Kreislaufwirtschaft und dem Weg dorthin beschäftigt.
Eingangs fand Hauptgeschäftsführer Ingemar Bühler (im Bild oben links), Worte zur Invasion Putins in der Ukraine, die selbstverständlich nicht unerwähnt bleiben konnte. Eine Zeitenwende, die zudem auch verdeutliche, wie wichtig es sei, dass die Industrie den Weg der Entkopplung von fossilen Rohstoffen endlich konsequenter beschreite und Ressourcen insgesamt effizienter im Kreis führe.
Der erste Referent, Dr. Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft beim Wuppertal Institut (im Bild oben Mitte), betonte neben den Chancen auch die Schwierigkeiten, die es trotz exzellenter theoretischer Debatte, Kriterienkataloge und innovativer Forschungsprojekte gebe. Denn derzeit würde, so führte Dr. Wilts aus, schlichtweg noch zu wenig umgesetzt. Hier knüpfte Sabine Nadherny-Borutin, Generalsekretärin von Plastics Europe Austria (im Bild oben rechts), an. Sie stellte die österreichische Initiative Carbon Cycle Circle vor, die aus Unternehmen der Branche, Forschungseinrichtungen und Kunststoff-Think-Tanks besteht. Sie entwickelt konkrete Konzepte, um die Kreislaufwirtschaft zu stärken – und sich, wie von Dr. Wilts angemahnt, direkt an die Umsetzung zu machen.
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Als dritter Referent sprach Dr. Alexander Kronimus, Leiter des Geschäftsbereichs Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft beim Kunststofferzeugerverband (im Bild unten links). Er stellte zirkuläre Technologien vor, die die klimaneutrale Kreislaufwirtschaft rund um Kunststoffe zur Realität machen sollen. Weg von fossilen Energieträgern und hin zur Kreislaufführung: Diese zwei Ziele könnten gleichzeitig erreicht werden, indem Kunststoffe etwa mit CO2 hergestellt würden, das so in Kunststoffen gebunden werde und nicht mehr in die Atmosphäre gelange. Auch Kunststoffe aus Biomasse, v. a. aus Bio-Reststoffen wie organischem Abfall, könnten gleichermaßen in diese beiden Ziele einzahlen. Und auch die zirkuläre Technologie des Recyclings sei laut Dr. Kronimus beim Thema Kreislaufführung natürlich essenziell. Konkret ginge es dabei um eine Weiterentwicklung des mechanischen Recyclings sowie großtechnische Anlagen für das chemische Recycling.
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Dass das chemische Recycling oftmals unterschätzt und dieser Verwertungsmethode fälschlicherweise ein höherer Energieverbrauch unterstellt werde, als es tatsächlich zutreffe, zeigte Prof. Dr. Dieter Stapf vom KIT Karlsruhe (im Bild unten rechts) auf. Um die Recyclingziele zu erreichen, existiere in der EU ein zusätzlicher Bedarf von 11 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen bis 2030. Mit Mischkunststoffabfällen und dem mechanischen Recycling allein seien diese Mengen nicht zu erreichen. Das chemische Recycling hingegen ermögliche mit relativ geringem Energieaufwand – ein kleiner Teil der Kunststoffabfälle (mittlerer einstelliger Bereich) sei bereits ausreichend zur Energiegewinnung – ein viel umfassenderes Recycling. Schwieriger sei es, das hohe Temperaturniveau zu erreichen und dafür benötige es nun endlich auch großtechnische Anlagen mit dauerhaft hohem Materialumsatz.