Herbert Günther

Mittelständische Strukturen begünstigen die Innovationsfähigkeit

Zwar existiert das Unternehmen Günther Heisskanaltechnik noch nicht ganz so lange wie das Kunststoff Magazin, im „Fachgebiet“ Heißkanal gehören wir aber zu den Pionieren. In diesen vergangenen 30 Jahren hat sich nicht nur die Technologie enorm weiterentwickelt, die gesamte Branche, die Arbeitsweisen und nicht zuletzt die Konkurrenzsituationen haben sich teils grundlegend gewandelt. Zu den Konstanten gehört für uns, und das ist wohl bei den meisten erfolgreichen technologieorientierten Mittelständlern so, viel Wissen aus den unterschiedlichen Anwendungen der Kunden zu sammeln und die Flexibilität dieses Wissens in spezielle Konstruktionsvarianten und Anwendungsfälle umzusetzen. Die Bereitschaft auf individuelle Kundenwünsche einzugehen – und das auch zu können – sind die Stärken eines typischen Mittelständlers unserer Branche. Voraussetzung hierfür sind jedoch geeignete Maßnahmen, um die sich zusehends verschärfende Wettbewerbssituation in Form von erhöhtem Preisdruck, steigenden Anforderungen an die Serviceleistungen, verlängerten Zahlungskonditionen und der geforderten immer stärkeren internationalen Marktpräsenz zu stellen.

Herbert Günther: "…Umsätze und Margen zu erzielen, die auch künftig die weiterhin hohen Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte und Technologien ermöglichen."

Zu den schon genannten Stichworten „Flexibilität“ und „Eingehen auf spezielle Kundenwünsche“: Für die Fähigkeit, Sonderlösungen zu konstruieren und zu realisieren sind wir bekannt, damit haben wir uns einen Namen gemacht. Ein großes Potenzial sehen wir jedoch zwischen den Extremen, zwischen der Sonderlösung und der Serie. Wir haben das Standardprogramm über die Jahre so ausgeweitet und innerhalb der Produktgruppen soweit abgestuft und kombinierbar gemacht, dass schon aus diesen Standards auch ungewöhnliche Anforderungen auf einem hohen Qualitätsniveau bedient werden können. Das hat uns frühzeitig aus der sich zunehmend schließenden Schere zwischen den Preisen verschiedener Billiganbieter und dem Kostenproblem des eher handwerklich produzierenden Einzelfertigers heraus gebracht. Nur so sind ausreichende Umsätze und Margen zu erzielen, die auch künftig die weiterhin hohen Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte und Technologien ermöglichen.

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Insgesamt sehen wir in der Heißkanaltechnik weiterhin Bedarf an neuen, innovativen Systemen. Das Thema Energieeffizienz, spätestens seit der K2010 in aller Munde, betrifft natürlich auch den Heißkanal. Zudem geht ein Trend hin zur Verarbeitung thermisch sensitiver Kunststoffe wie den biobasierten Polymeren oder auch im Pulverspritzguss. Hierfür sind Systeme mit sehr homogener Temperaturführung erforderlich. Auch der Trend zu kleineren Werkzeugen mit hoher Kavitätenzahl wird weiter anhalten, um kompaktere Spritzgießmaschinen mit höherer Energieeffizienz einzusetzen. Hier sind filigrane und trotzdem robuste und exakt regelbare Heißkanäle gefragt. Außerdem wird der Anteil von Nadelverschluss-Düsen steigen, und hier vor allem mit elektrischem Antrieb, die sich auch steuerungstechnisch in die Maschinensteuerung integrieren lassen. Um diese Anforderungen zu erfüllen haben unsere Konstrukteure und Fertigungsspezialisten langfristig vorgearbeitet. Mittelständische Strukturen, die es ermöglichen das Ohr ganz dicht am Kunden zu haben, begünstigen unsere Innovationsfähigkeit.

Daneben bieten Serviceleistungen wie Schulungen und der Konfigurator CADHOC, eine Software, die Werkzeugkonstrukteure mit intelligenter Technologie bei sachgerechter Auswahl und Integration der Heißkanaltechnik unterstützt, vielfältigen Mehrwert. Testmöglichkeiten im Technikum und Moldflow-Analysen für Kunden helfen beim Design optimaler Lösungen. Das alles schafft Kundenbindung – durch echten Mehrwert für den Kunden, aber auch dank der damit verbundenen Kompetenzvermittlung.

Natürlich können auch wir uns dem allgemeinen Preisdruck nicht ganz entziehen, trotz der aktuell deutlich positiveren wirtschaftlichen Entwicklung und des damit weltweit gestiegenen Potenzials der zu vergebenden Aufträge. Statt aber auf vermeintlich „bewährte Rezepte“ wie die Senkung der Fertigungstiefe zu setzen, gehen wir einen anderen Weg. Unsere vergleichsweise hohen Investitionen der letzten Jahre in Produktionsfläche und Maschinen ermöglichen es uns nicht nur die Kernprodukte am zentralen Produktionsstandort am Stammsitz rationeller und damit kostengünstiger zu fertigen. Wir holen sukzessive auch die Produktion von Zubehörteilen ins Haus, die bislang zugekauft wurden. Das hat außerdem den angenehmen Nebeneffekt, Terminplanung und Qualität mit höherer Sicherheit im Griff zu haben.

Viele kleine und mittlere Unternehmen unterliegen dem Zwang zu mehr Innovationen bei gleichzeitig wachsendem internationalen Wettbewerb. Innovation und Internationalisierung sind eng miteinander verbunden. Internationaler Wettbewerb verlangt mehr Innovationen, nicht nur bei den Produkten, sondern auch im Unternehmen selbst. Auch die umgekehrte Reihenfolge gilt: Der Zwang zu mehr Innovationen bewirkt die stärkere Vernetzung mit internationalen Partnern. Hier gibt es für den Mittelstand sicher kein Patentrezept, es müssen jeweils individuelle Wege gefunden werden.

Um sich als Unternehmen konkurrenzfähig am Weltmarkt bewegen zu können, ist es notwendig, Produkte im Portfolio zu haben, die auch eine weltweite Kompetenz ausstrahlen und deshalb überall eingesetzt werden können. Daran arbeiten wir, wie man an unserer Blueflow-Technologie sehr gut erkennen kann, konsequent. Wir teilen die Weltmärkte nicht in Regionen ein, sondern versuchen unsere Innovationen so zu positionieren, dass jede Region der Welt davon profitieren kann.

Die aktuelle weltwirtschaftliche Situation ist nur eine Momentaufnahme, die sich ständig ändern kann und auch wird. Momentan sind vor allem die europäischen und nordamerikanischen Märkte von einer anhaltenden Rationalisierungstendenz geprägt, aber auch die asiatischen und Schwellenländer werden auf Sicht bei steigenden Personalkosten nicht umhin kommen, ebenfalls diesen Weg einzuschlagen.

Zum Unternehmen

Die Günther Heisskanaltechnik GmbH, gegründet 1983, beschäftigt heute 200 Mitarbeiter. Das von Gründer und Inhaber Herbert Günther und von Siegrid Sommer geführte Unternehmen produziert ausschließlich im nordhessischen Frankenberg und liefert in die Kunststoff verarbeitende Unternehmen weltweit.

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