Hochflexible und platzsparende Produktion
Optimierung der Produktionskapazitäten
Beim Kunststoffverarbeiter Igus sind 64 Spritzgießmaschinen mit Schließkräften von 50 bis 220 Tonnen der Baureihe Victory von Engel im Einsatz. Für Dirk Krines, Prokurist und Leiter Fabrik E-Kettensysteme, waren die Holmlos-Technologie dieses Bautyps sowie ein Konzept zur Verringerung der Maschinenaufstellfläche entscheidend.
Besucht man im Kölner Stadtteil Lind die Igus-Werke, offenbart sich bereits von der Autobahn A59 ein imposanter Blick auf die architektonisch signifikant gestalteten Produktionshallen und Verwaltungsgebäude. Ebenso signifikant ist die Anordnung der Spritzgießmaschinen im Herzstück des Unternehmens – der Produktion. "Platz ist immer unser wertvollstes Gut", betont Dirk Krines. Denn das räumliche Angebot wachse nicht im gleichen Tempo, wie das Unternehmen expandiert. Und so werde intern auf der Basis eines definierten Konzepts zur Maschinenaufstellung jeder Quadratzentimeter Produktionsfläche effizient genutzt, um die verfügbare Kapazität zu optimieren. Beispielsweise wird dafür ausschließlich ein Maschinentyp in einer Maschinenreihe aufgestellt. Jede Maschine gleicht hier wie ein Ei dem anderen. "So kann unser Planer die Entscheidung treffen, das Werkzeug beispielsweise in Reihe 3 zu rüsten, egal auf welcher Maschine."
Produkte werden stirnseitig ausgegeben
Um die Flächenproduktivität weiter voranzutreiben, hat Engel den Victory-Maschinen für Igus eine Schlankheitskur verordnet, wodurch jede Maschine in der Konsequenz 40 Zentimeter schmaler wurde. Die Maschinengitter wurden dafür an den Rahmen der Maschine gebaut und der Angussabwurfschacht wurde in der Tiefe um die Hälfte reduziert. Zudem werden sowohl die Angüsse als auch die fertigen Bauteile über zwei Transportbänder über die Schließeinheit hinweg auf der Stirnseite der Maschine ausgegeben. Das heißt, die Maschinen können noch enger aneinanderrücken.
Igus verfolgt mit dieser Sonderlösung zwei Ziele. "Zum einen, dass der Mitarbeiter, der die Teile abtransportiert, nicht mehr zwischen den Maschinen hergehen muss", erklärt Krines. Und zum zweiten will man künftig "den Abtransport mit AGVs gewährleisten." Die menschlosen Transportsysteme, die bei Igus bereits vielfältig ihren Dienst verrichten, seien aber nicht dafür ausgelegt, zwischen sehr eng beieinanderstehenden Maschinen zu fahren. "Diese Herausforderung haben wir seinerzeit von Igus als Aufgabenstellung mit nach Österreich genommen", erinnert sich Udo Riethmüller, Vertriebsingenieur von Engel Deutschland, der dann gemeinsam mit der Entwicklungsabteilung die neue, besonders schlanke Lösung umgesetzt hat.
Dabei ist der Flächenverbrauch der Spritzgießmaschinen nur ein Aspekt, um in Sachen Produktivität ein Optimum zu erzielen. So sprachen für die Anschaffung der Engel Victory weitere Kriterien, wie die holmlose Schließeinheit. "Wir wollten die Holmlos-Technik bei größeren Maschinen testen, insbesondere mit dem Fokus auf schnelles und einfaches Rüsten", erklärt Krines. Hierfür wurde jede Spritzgießmaschine zudem mit einem eigenen Rüstkran ausgestattet. Bei rund 1.300 aktiven Werkzeugen wird im Durchschnitt jede Produktionsmaschine, auf der vor allem Polyamid mit Glasfaseranteilen verarbeitet wird, einmal am Tag umgerüstet. Der freie Zugang zum Werkzeugraum spart hier viel Zeit und steigert damit die Produktivität. Darüber hinaus schafft die Holmlos-Technik einen weiteren Beitrag zum Platzgewinn, weil mit großen Werkzeugen auf vergleichsweise kleinen Maschinen produziert werden kann. Denn die Werkzeugaufspannplatten lassen sich bis an den Rand vollständig ausnutzen.
Angusspicker als Teil der integrierten Lösung
Sämtliche Victory-Maschinen bei Igus verfügen nicht nur über einen Rüstkran, sondern sind zudem mit einem Angusspicker des Typs Pic A ausgestattet. Der Pic A ist ein pneumatischer Angusspicker, der mit einem Schwenkarm arbeitet und damit besonders wenig Platz benötigt.
Für Igus bringt die Komplettlösung von einem Anbieter gleich mehrere Vorteile mit sich. Zum einen legte man großen Wert darauf, dass die Angusspicker über die Maschinensteuerung programmiert werden können. Und zum anderen schließt die Integration gleichzeitig die CE-Zertifizierung für die gesamte Produktionszelle mit ein. "Und nicht zuletzt", schmunzelt Krines, "sind bei den Engel-Robotern, wie auch bei den Engel-Spritzgießmaschinen, einige Igus-Produkte verbaut."
Energieeffizienz ein großes Thema
Eine grundsätzliche Anforderung, die Igus an die Produktionsmaschinen stellt, ist eine hohe Energieeffizienz. Bereits im Standard arbeiten die Victory-Maschinen mit der Servohydraulik Ecodrive, die neben dem Stromverbrauch auch den Bedarf an Kühlwasser reduziert. Ein weiterer Pluspunkt war die Performance der Maschinen, vor allem hinsichtlich der Digitalisierung mithilfe intelligenter
Assistenzsysteme aus dem Inject-4.0-Programm von Engel. "Insbesondere iQ clamp control hatte im Vorfeld unser Interesse geweckt", wie Krines betont. Dabei handelt es sich um eine Software, die für die jeweilige Anwendung auf Basis der Werkzeugatmung die optimale Schließkraft berechnet. Fehlerhafte Teile durch Brenner oder Gratbildung werden damit ausgeschlossen. Außerdem werden die Belastungen für Werkzeug und Maschine reduziert. Da meistens eine geringere Schließkraft als ursprünglich eingestellt ausreichend ist, sinkt auch der Energieverbrauch. "Durch den Einsatz von iQ clamp control konnten wir die Zuhaltekräfte an der Maschine um ein Drittel gegenüber den Werten, die wir ursprünglich einmal in den Programmen verankert hatten, senken", berichtet Krines. Udo Riethmüller ergänzt dazu: "In der Produktion wird häufig eine Schließkraft gewählt, von der der Maschineneinrichter aus der Praxis weiß, die Form bleibt zu. Was der Maschineneinrichter nicht sieht, ist, dass er mit einer zu hohen Schließkraft die Form unter Umständen schädigen kann. iQ clamp control sorgt hier für Sicherheit."
Engel, http://www.engelglobal.com
Igus, http://www.igus.de