Sondertechnologien im Spritzguss
Lösungen mit dem Würfel
Höhere Funktionsintegration mit zunehmender Komplexität der Produkte sowie spezielle Werkstoffe verlangen immer wieder spezielle Maschinenlösungen.
Zur Fakuma soll erstmals eine Mehrkomponentenmaschine der modularen F-Serie von Ferromatik Milacron zu sehen sein. Die F 160-2F mit 1600 Kilonewton Schließkraft und 570 x 570 Millimeter Holmabstand ist als hybride Maschine konfiguriert. Montiert ist ein 2+1-fach Werkzeug vom Unternehmen Udo Bodmer for Solution B. Sie ist mit hydraulischen angetriebenen Haupt- und einer vertikalen Spritzeinheit ausgestattet beiden Schnecken mit 40 Millimeter Durchmesser.
Zuerst produziert die vertikale Spritzeinheit einen Deckel für sechs Frischeier aus zwei Teilen, die mit einem Label dekoriert sind. Danach fertigt die Hauptspritzeinheit den dazugehörigen Grundkörper. Die beiden Deckelhälften befinden sich im Werkzeug rechts und links neben dem Grundkörper und werden fließtechnisch über zwei Filmscharniere zu einem Teil verbunden: Das ergibt die Eierverpackung, die unter dem Namen Chickpack vermarktet wird.
Das Zweikomponententeil mit einer durchschnittlich 0,35 Millimeter Wanddicke besteht aus transparentem Polypropylen (PP), hat ein Schussgewicht von 19 Gramm und wird mit 2,6 Sekunden Zykluszeit hergestellt. Ein Garantieverschluss (First Open Siegel) gewährleistet, dass die lebensmittelechte Verpackung ungeöffnet ist, so dass im Supermarkt Eier aus Legebatterien nicht mit Bio-Eiern vertauscht werden können. Die leere Verpackung ist laut Anbieter 50 Prozent leichter und verbraucht beim Stapeln 50 Prozent weniger Platz. Die F 270 Cube mit 2700 Kilonewton Schließkraft ist eine neue Zwischengröße und die erste vollelektrische Würfelmaschine der modularen F-Serie. Zwischen den Säulen mit 750 x 750 Millimeter Abstand dreht sich auf einer Wendeeinheit ein Würfelwerkzeug mit vier Seiten und jeweils 8+8-Kavitäten – beides von Foboha.
Die Maschine ist mit einer Hauptspritzeinheit und einer mitfahrenden Spritzeinheit ausgestattet, die über der Schließeinheit mit der beweglichen Aufspannplatte verbunden ist. Beide Spritzeinheiten mit 45 Millimeter-Schnecken sind vollelektrisch angetrieben. In den Trennebenen des Würfelwerkzeugs werden gleichzeitig nebeneinander je acht Unter- und Oberteile eines Drehverschlusses produziert. Nach einer 90 Grad° Drehung des Würfelwerkzeugs werden – parallel zum nächsten Einspritzvorgang – auf der Bedien- und Bediengegenseite der Maschine die beiden Teile über eine Werkzeugfunktion miteinander verschraubt. Zwei Roboter entnehmen die Drehverschlüsse, die ein Air-Move-System von Trio-Technik abtransportiert. Das Schussgewicht beträgt 88 Gramm, also 11 Gramm pro Verschluss. Die Zykluszeit liegt bei 7,5 Sekunden.
Der Clou an dem Drehverschluss ist laut Unternehmen eine Pulverkammer im Oberteil, die nachträglich mit einem Deckel verschlossen wird. Beim ersten Aufschrauben des Verschlusses entsteht in der Mitte der Kammer eine Öffnung, durch die das Pulver dosiert in die Flasche rieselt. Dieser Drehverschluss eignet sich zum Beispiel für isotonische Getränke oder Medikamente, die nur frisch gemixt ihre volle Wirkung entfalten.
Zur Fakuma startet die zweite Generation der vollelektrischen Elektron-Baureihe mit in neun Schließkraftgrößen von 500 bis 4500 Kilonewton und mit neun Spritzeinheiten der internationalen Größe von 55 bis 3470. Neben dem Design wurde eine neue Steuerung mit 15 Zoll großem Touchscreen implementiert.
Elektrisch zum Silikonschnuller
Während der Fakuma soll eine Maschine mit 500 Kilonewton Schließkraft mit einer Flüssigsilikon-Anwendung (LSR) zu sehen sein. Sie ist mit einer Spritzeinheit der Größe 55 ausgestattet, die eine spezielle Plastifiziereinheit und eine Silikonschnecke mit 22 Millimeter ausgestattet. Das aus zwei Komponenten bestehende flüssige Silikon mischt eine vollelektrische Dosieranlage von Reinhardt-Technik im Verhältnis 1:1 und führt sie der auf 12°C temperierten LSR-Plastifiziereinheit zu. Von dort wird das Material in das 200 °C heiße Werkzeug von Emde Industrie-Technik. Aufgrund der Erwärmung vernetzt das zuvor kalte Material zum festen Endprodukt.
Auf der Maschine entstehen mit einem Schuss zwei transparente, komplett aus Silikon bestehende Schnuller mit 20 Gramm Schussgewicht. Im Unterschied zu herkömmlichen Zweikomponenten-Schnullern (ABS und LSR), bestehen die Silikonschnuller aus nur einem Bauteil, was die Produktionskosten senken soll.
Fakuma, Halle B3, Stand 3203