Temp-Methode
Strategisch durch die Krise steuern
Das Spritzgießunternehmen PVS in Niedernhall strafft Prozesse, drückt den Lagerbestand und investiert in den Vertrieb, um gestärkt aus dem Krisenjahr hervor zu gehen. Ihren Blick dafür, welche strategischen Schrauben sie justieren muss, hat Chefin Christina Bauer mit einer speziellen Management-Methode geschärft.
Produziert werden kundenindividuelle Produkte, wobei sich das Unternehmen auf die Isolation von Elekromotorenkomponenten und wuchtarme Lüfterräder spezialisiert hat. Gefertigt wird auf Spritzgießmaschinen von 250 bis 4500 kN Schließkraft. Was komplex und aufwändig erscheint, bietet den Spritzgießern, die 72 Maschinen in Betrieb haben, Optimierungspotenziale. Je besser es gelingt die Elektrobleche eines Elektromotors mit Dünnwandtechnik zu isolieren, desto mehr Raum bleibt für die Kupferwicklung, die dadurch den Motor leistungsfähiger macht. Ein Drittel aller Anfragen sind sehr entwicklungsintensiv – Tendenz steigend. Dass die Wirtschaftskrise das idyllische Kochertal nicht verschont, war den Geschäftsführern der PVS-Kunststofftechnik, Christina Bauer und Jürgen Frank, wohl klar. Kurzarbeit im vergangenen Jahr von März bis Juli, Abbau von Zeitarbeitern und damit einhergehend die Reduzierung des Personals von 285 auf 230 Mitarbeiter. Bis zum Ende des Geschäftsjahres (30.06.2010) soll der Umsatz bei 30 Millionen Euro stehen. Im Vorjahr waren es noch sechs Millionen mehr. Und trotzdem schauen die Kunststoff-Spezialisten optimistisch in die Zukunft.
Das Unternehmen, das 80 Prozent des Umsatzes mit zehn Stammkunden aus Automobilbau, Elektrotechnik, Hausgeräteindustrie und IT-Branche erwirtschaftet, verbessert sich seit vier Jahren in kleinen Schritten. Chefin Christina Bauer und ihr fünfköpfiges Führungsteam nutzen die Temp-Methode von Tempus-Consulting, Giengen, an, um Prozesse zu verbessern und Mitarbeiter stärker in Entwicklungen einzubinden. Dabei bewerten sie das Unternehmen in den Kategorien Chef, Erwartung des Kunden, Mitarbeiter und Prozesse. Anhand von selbst gegebener Schulnoten erkenne man recht schnell Defizite und Potenziale Jüngstes Beispiel sei der verringerte Materialbestand, in dem deutlich mehr als drei Millionen Euro gebunden gewesen seien. Mittlerweile sei es gelungen, diesen Betrag dauerhaft unter die Drei-Millionen-Marke zu drücken. Das bringt Liquidität, was vor allem in Krisenzeiten entscheidend ist. Zusätzlich investiert der Mittelständler, der vor 33 Jahren in Künzelsau gegründet wurde und heute Produktionsstandorte in Niedernhall, Ungarn und USA betreibt, in den Vertrieb, beispielsweise in die Einstellung eines versierten Verkaufsleiters.
Schlussendlich ist die Geschäftsleitung froh, ein Steuerungswerkzeug zu nutzen, dass nach Unternehmensangaben alle Geschäftsbereiche des Unternehmens transparent und kleine Verbesserungsschritte möglich macht – ohne teure Unternehmensberater von außen.