Stoffliche PVC-Verwertung
Im Gleichschritt marsch
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Mit dem Startschuss für den Bau des „Engineering Park“ in Wuppertal hat eines der größten Bauvorhaben im Bergischen Land begonnen. Auf einem Areal von etwa 400.000 m² der ehemaligen General-Oberst- Hoeppner-Kaserne (GOH) entsteht ein Mix von Gewerbe-, Industrie- und Wohnflächen. Bauherr ist die Projektgesellschaft Engineering Park Wuppertal. Für die Kasernengebäude ist ein kontrollierter Rückbau vorgesehen, bei dem die Trennung der Bauabfälle nach ökologischen Gesichtspunkten erfolgt. Und auf diese Weise hat das Wuppertaler Bauvorhaben auch das derzeit größte PVC-Recyclingprojekt Deutschlands hervorgebracht: Rund 2500 Kunststoff-Altfenster und große Mengen an Bodenbelägen werden im werkstofflichen Recycling wiederverwertet.
Die mit der Entsorgung der alten Baumaterialien beauftragte EBE Entsorgungsbetriebe Essen in Kooperation mit der AWG Abfallwirtschaftsgesellschaft in Wuppertal, hatte sich zuvor an die bundesweiten Sammelsysteme für PVC-Altfenster und -Bodenbeläge, den Rewindo Fenster-Recycling-Service in Bonn sowie die Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag Recycling (AgPR) in Troisdorf gewandt. Denn das werkstoffliche Recycling ist nicht nur unter ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll, es senkt auch in erheblichem Maß die Kosten.
Nach Schließung der Deponien für Bauabfälle im Sommer 2005, so AgPU-Geschäftsführer Werner Preusker, bliebe als gängige Alternative nur die viel teurere Entsorgung in der Müllverbrennungsanlage. Im Übrigen sei PVC ein wertvoller Rohstoff, ihn umweltgerecht wiederzuverwerten, daher auch volkswirtschaftlich sinnvoll.
Das für den Fensterbereich verwendete PVC lässt sich im werkstofflichen Recyclingverfahren mindestens bis zu sieben Mal wiederverwerten. „Die Branche hat dafür seit Anfang der 90er Jahre immer bessere Technologien entwickelt”, erklärte Rewindo-Geschäftsführer Michael Vetter. Einer seiner Recyclingpartnerbetriebe, die Veka Umwelttechnik in Hörselberg-Hainich erhielt den Auftrag. „Deren Containerfahrzeuge holen ab sofort schrittweise die 2500 Altfenster in Wuppertal ab. Im Recyclingwerk folgt dann in mehreren Schritten die Trennung des Altmaterials in die Einzelbestandteile Kunststoff, Metall, Glas und Gummi. Zurück bleibt schließlich sortenreines PVC-Granulat, das anschließend in die Produktion neuer Fensterprofile zurück gelangt“, beschreibt Vetter den weiteren Weg der Kasernenfenster. Als Recycling-Fensterprofile werden sie alsbald irgendwo in Europa ein zweites Leben beginnen.
Ein ähnliches Prozedere gilt für die ausgedienten PVC-Bodenbeläge. Sie werden in der 1993 errichteten Recyclinganlage der AgPR in Troisdorf zu Feinmahlgut verarbeitet. Dieses lässt sich auf Grund seiner Eigenschaften problemlos bei der Produktion neuer PVC-Fußbodenbeläge einsetzen. Das seit 1990 tätige Sammelsystem unterhält darüber hinaus ein bundesweites, dichtes Netz von Annahmestellen.
Für das Kunststoff-Altfensterrecycling in Deutschland ist der Kasernenrückbau in der bergischen Stadt ein weiterer Meilenstein. Seit Gründung der Servicegesellschaft Rewindo im Jahr 2002 sind die recycelten Altfenstermengen Jahr für Jahr gestiegen: Wurden 2001 rund 4800 Tonnen reines PVC-Granulat gewonnen, so waren es im Jahr 2007 bereits 15.000 Tonnen – das entspricht mehr als 700.000 Altfenstern, etwa der Bedarf einer Kleinstadt mit 50.000 Einwohnern.
Experten rechnen in den kommenden Jahren mit einer noch weitaus stärkeren Zunahme der Recyclingmengen für alle PVC-Baustoffe wie Bodenbeläge, Dachbahnen, Fenster, Rollladen oder Rohre. Eine wesentliche Triebkraft dürfte dabei die notwendige Modernisierung umfangreicher Wohnungsbestände aufgrund der ständig verschärften Energieeinsparverordnung (EnEV) sein. Jüngere Studien haben zum Beispiel ergeben, dass über 30 Millionen Fenstereinheiten sofort ausgetauscht werden müssten, da sie immer noch Einfachverglasung mit entsprechend geringer Wärmedämmung aufweisen. Langfristig werden noch größere Mengen reif für den Austausch; dafür sorgt allein schon die bereits in der Ausarbeitung befindliche EnEV 2009, die im Jahr 2012 nach Plänen der Bundesregierung noch einmal verschärft werden soll.
Egal ob Rückbau oder Modernisierung – alte PVC-Baustoffe fallen bei größeren Projekten zumeist parallel in unterschiedlichen Gewerken an. Die ehemalige Wuppertaler Kaserne ist dafür nur ein Beispiel.